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Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Psalm 139, 2-3 (Luther 1912) |
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Interessant, auf was man durch diese Verse alles kommen kann. Der von der EKD getragene Evangelische Bund brachte hierzu eine Postkarte heraus, die ein Klosett, in einer blau gekachelten WC Kabine, zeigt, darunter der Spruch „ob ich sitze oder stehe, du siehst es“.
Nun sind wir ganz sicher auch auf dem "stillen Örtchen" nicht von Gott verlassen, wo wir, je nachdem, sitzen oder stehen können. Aber das Wort Gottes ausgerechnet in einen solchen Sinnzusammenhang zu bringen, zeugt zumindest von keinem besonders guten Geschmack.
Da fehlt dann nicht mehr viel, und die Blätter einer abgenutzten Bibel werden als Toilettenpapier verwendet und der Begriff "WC" als Abkürzung für "Waldcapelle" interpretiert.
Ich will mich jetzt aber nicht mit Geschmacksfragen befassen,
sondern aufzeigen, was diese Verse an Stärkendem und Tröstlichen beinhalten.
Diese Verse bezeugen die Allgegenwart Gottes, der auf unfassbare
Weise alles durchdringt, uns von allen Seiten umgibt und damit in jedem Augenblick über unsere äußerliche und innerliche Lage
Bescheid weiß.
Auf der einen Seite ist Gott für uns unerreichbar fern, auf der anderen aber auch ganz nahe und damit in ständiger Rufbereitschaft. Dass Gott immer und jederzeit über uns informiert ist und eingreifen kann, wird so zu etwas Beruhigendem.
Ganz anders wäre hingegen eine pausenlose Überwachung und
Kontrolle durch Menschen, in Form von in allen Räumen installierten Kameras und Abhöranlagen, einschließlich die Kontrolle und Registrierung aller unserer Bewegungen und unserer gesamten mündlichen, schriftlichen und elektronischen Kommunikation.
Das wäre das satanische Zerrbild der göttlichen Allgegenwart, vor dem man sich zu Recht fürchten müsste, denn dies könnte, angesichts der gefallenen menschlichen Natur, zu nichts Gutem führen. Man muss hier nur an die Stasi der untergegangenen DDR denken.
Zum Glück kennt Gott aber auch die Gedanken derer, die solche Allmachtsphantasien haben, und wir dürfen wissen, dass auch diese in Gottes Hand sind und Gott auch hier Grenzen setzt.
Zwar sind wir hierzulande, trotz entgegengesetzter polemisierender Behauptungen, weit davon entfernt, ein Überwachungsstaat zu sein; zwar würde die Technik das ermöglichen, aber viel bedenklicher sind die Anwendungen, im privaten und kommerziellen Bereich, die es bereits gibt.
Wir wollen Gott deshalb bitten, dass ER uns bewahrt, einschließlich vor allen Versuchen, es IHM gleichzutun. Erst in Gottes neuer Schöpfung wird einmal alles durchsichtig, wie Glas sein.
Solange wir auf Erden leben, wollen wir darauf vertrauen, dass er uns, in einer bewahrenden Weise, von allen Seiten umgibt und IHN bitten, dass ER allen Formen menschlichen Größenwahns wehrt.
Ich steh in meines Herren Hand
und will drin stehen bleiben;
nicht Erdennot, nicht Erdentand
soll mich daraus vertreiben.
Und wenn zerfällt die ganze Welt,
wer sich an Ihn und wen er hält,
wird wohlbehalten bleiben.
Er ist ein Fels, ein sichrer Hort,
und Wunder sollen schauen,
die sich auf sein wahrhaftig Wort
verlassen und Ihm trauen.
Er hat´s gesagt, und darauf wagt
mein Herz es froh und unverzagt
und lässt sich gar nicht grauen.
Und was Er mit mir machen will,
ist alles mir gelegen;
ich halte Ihm im Glauben still
und hoff auf seinen Segen.
Denn was Er tut, ist immer gut,
und wer von Ihm behütet ruht,
ist sicher allerwegen.
Ja, wenn´s am schlimmsten mit mir steht,
freu ich mich seiner Pflege;
ich weiß: Die Wege, die Er geht,
sind lauter Wunderwege.
Was böse scheint, ist gut gemeint;
Er ist doch nimmermehr mein Feind
und gibt nur Liebesschläge.
Und meines Glaubens Unterpfand
ist, was Er selbst verheißen:
dass nichts mich seiner Hand
soll je und je entreißen.
Was Er verspricht, das bricht Er nicht.
Er bleibet meine Zuversicht;
ich will Ihn ewig preisen.
(Lied '
Ich steh in meines Herren Hand
', Karl Johann Philipp Spitta (1801 - 1859) )
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