früh am Morgen (V. 28): Die römischen Behörden nahmen ihre Arbeit ziemlich früh auf, daher kann man davon ausgehen, dass die Verhandlung vor Pilatus gegen 6 Uhr morgens statt fand. Aus diesem Grund wird bei der Verhandlung außer den Verklägern Jesu relativ wenig „normales“ Volk anwesend gewesen sein, denn das Volk muss sogar solch positive Erwartungen in Jesus gehabt haben (siehe auch Jesu Einzug in Jerusalem - Joh. 12,13), dass die Hohenpriester sogar einen Aufruhr befürchteten (Lukas 14,2)! Darum geschahen Verhaftung, Verhör und Verurteilung auch in den Nacht- bzw. ganz frühen Morgenstunden.
Prätorium (V. 28): Sitz eines römischen Oberbefehlshabers oder Statthalters einer römischen Provinz. Auch die kaiserliche Leibgarde, die „Prätorianer“, wurden nach dem Prätorium benannt. Zwar befand sich der Sitz der römischen Verwaltung Judäas in Cäsarea (Apg. 23,33-35), aber Pilatus hatte eine weitere Residenz in Jerusalem und befand sich sicher wegen des Festes und der damit verbundenen Gefahr nationalistischer Aufstände zu diesem Zeitpunkt dort.
nicht unrein würden (V. 28): Hierbei handelt es sich um kein Gebot Gottes, sondern um einen rabbinischen Zusatz für das Betreten eines heidnischen Hauses, welches als kultisch unrein galt (siehe auch Apg. 10,28)
Pilatus (V. 29): Pilatus war von 26 bis 36 n. Chr. Statthalter (Prokurator) der Provinz Judäa. 36 n. Chr. ging er brutal gegen einen Zug von Leuten aus Samaria auf den Berg Garizim vor, was vermutlich zu seiner Amtsenthebung führte. Ihm wurde auch Raub, Bestechung, Zügellosigkeit, Hinrichtungen ohne juristische Verfahren, Grausamkeit etc. nachgesagt.
Wir dürfen niemanden töten (V. 31): Zwar gestanden die Römer den Judäern ein gewisses Maß an Selbstverwaltung zu, nicht aber die Vollstreckung eines Todesurteils. Dies war alleine den Römern vorbehalten.
Bist du der König der Juden? (V. 33): Das war das einzige was Pilatus interessieren musste und was ihn selbst in Schwierigkeiten (siehe Joh. 19,12) bringen konnte, denn nur Römer durften einen Vasallenkönig ernennen und eine Selbsternennung eines Königs wäre eine Bedrohung der römischen Oberherrschaft.
Barabbas (V. 40): aramäisch „Bar-Abba“, es bedeutet „Sohn des Vaters“(siehe hierzu Markus 14,36). Somit hatten die Verkläger die Wahl zwischen dem „Sohn des irdischen Vaters“ und dem „Sohn des himmlischen Vaters“.
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Text: Joh. 18,28-40
Fragen & Gesprächsimpulse
Welche Heuchelei wird hier offenbar? (V. 28) >> Antwort: Ohne wirkliche Beschuldigungen bzw. Gründe in der Hand zu haben (V. 30), sollte Jesus zum Tode verurteilt werden (Markus 14,1; Lukas 22,2), gleichzeitig wollte man sich aber nicht äußerlich „verunreinigen“. Jesus hatte diese Heuchelei bereits in Matth. 23,23-36 (besonders in Vers 24) erwähnt bzw. auch vorausgesagt (wobei Matth. 23,32 sogar das was sie mit ihm nun machten voraussagte). Was hatten die Verkläger gegen Jesus? (V. 29-30) >> Antwort: Letztlich hatten sie gar nichts gegen Jesus in der Hand (siehe auch Joh. 11,46-53). Sie hatten ihre eigene Weltanschauung, die zwar einen frommen, äußeren Anstrich hatte (Matth. 23,27), aber innerlich letztlich gottlos und geistlich tot war. Weil Jesus ihre Sichtweise störte (z.B. Matth. 13,57) und sogar die Wahrheit über ihre Heuchelei ans Licht brachte (Matth. 23,23-36) und zudem ihre Machtinteressen gefährden konnte (Joh. 11,48), wollten sie ihn beseitigen! Selbst viele Jünger hatten sich über Jesu Worte aufgeregt und ihn verlassen (Joh. 6,60-65). Letztlich will Gott auch eine Trennung: Ganz oder gar nicht bzw. in Demut sich vor Gott beugen oder ihm gar nicht nachfolgen (Off. 3,15-16). Wer nimmt an Jesus und seinen wahren Nachfolgern (bis heute) mehr Anstoß: „verblendete Fromme“ oder rein weltliche orientierte Menschen? (V. 31) >> Antwort: Pilatus war weltlich orientiert und hatte kein Interesse an Glaubensfragen (V. 35a). Hingegen die „Frommen“ (V. 35b), deren eigenes Weltbild gestört wurde, hassten Jesus. Bis in die heutige Zeit hinein wurden bibeltreue Gotteskinder gerade von ihnen verfolgt und getötet. Hugenottenverfolgung ist nur ein Beispiel hierfür. Jesus hatte dies aber vorausgesagt (Matth. 24,9). Schon Stephanus wurde, weil die „Frommen“ Jesu Lehre „nicht ertragen konnten“ gesteinigt (Apg. 7). Warum stellt Jesus dem Pilatus diese Gegenfrage? (V. 33-34) >> Antwort: Jesus ging es (selbst im Angesicht des Todes!) darum, dass Pilatus seinen eigenen Standpunkt kundtat. Selbst im Verhör prüft er die Herzen (Sprüche 21,2; Psalm 17,3)! Pilatus distanzierte sich hier vom jüdischen Glauben (V. 35a) und um keine größeren Schwierigkeiten zu bekommen gab er der aufgewiegelten „Masse“ nach (Joh. 19,12-16). Schon zu allen Zeiten richtete sich die „Masse“ nach dem aktuellen Trend. Wer Jesus Christus nachfolgen will muss hingegen „gegen den Strom schwimmen“ (Off. 2,11 + 2,26 + 3,5 + 21,7). Gott prüft dies – und nur solche werden einst errettet werden (2. Tim. 2,5)!!! Von welcher Welt ist Jesu Reich und wie sieht sie aus? (V. 36) >> Antwort: Jesus zeigt hier nur die „normale“ (sündenverseuchte) Welt mit ihrem Machtstreben, auf Kosten Anderer, auf, als Gegensatz zu seinem Reich, wo man dem Anderen dient (Matth. 23,11; Markus 9,35) und dessen Wohl sucht und nicht das eigene (1. Kor. 13,5)! Letztlich ist Liebe (Joh. 15,9-17) das alles Bestimmende in Gottes Reich: Gott über alles zu lieben und den nächsten wie sich selbst (Lukas 10,27). Wer ein solches Reich hier auf Erden aufzubauen sucht (bzw. so lebt und liebt), wird auch deren Vollendung im Himmel erleben (1. Kor. 13,10; Matth. 25,23), denn dort werden nur Menschen aufgenommen werden, die gute Früchte bringen und Gottes Willen tun (Matth. 7,19-23)! Was für eine Art König ist Jesus? (V. 37) >> Antwort: Gott selbst will König und Regent in unserem Leben sein (Jesaja 9,5-6 + 33,22). Sogar politisch sollte das im Volk Israel so sein – aber Israel hatte Gott als König verworfen (1. Sam. 12,12 – damals hatte Gott durch so genannte „Richter“ gesprochen und gehandelt). Auch heute muss Jesus Christus das Haupt der Gemeinde sein (Eph. 5,23 + Kol. 1,18) und somit alles bestimmen – nicht Älteste oder sonstige Leiter, die aber sehr wohl als Gesandte Gottes dienen sollen (siehe z.B. Off. 3). Jesu war aber auch der vollkommene König: Er lebte für seine „Untertanen“ und brachte ihnen die Wahrheit über ihre Verlorenheit, aber auch den Weg durch den sie errettet werden können – und erkaufte sie sogar mit seinem eigenem Blut!!! Welche „Wahrheit“ meint Jesus hier und warum hinterfragte Pilatus dies? (V. 37-38) >> Antwort: Jeder hat zunächst „seine Sicht“ der Wahrheit – gerade Pilatus, der auch als Richter fungieren musste, wusste darum! Unterschiedliche Erfahrungen lassen uns zudem die „Wahrheit“ unterschiedlich wahrnehmen. Vor allem ist unser Wissen begrenzt, und wir können nur einen Teil der „Wahrheit“ erfassen. Erst in der Ewigkeit wird uns alles klar erkennbar sein (1. Kor. 13,10+12). Daher ist Demut und Glaube an Gott, der alles geschaffen hat und weiß was am Besten ist, schon von der Logik her ganz wichtig! Es geht aber noch weiter: Jesus selbst ist „DIE Wahrheit“ (Joh. 14,6). Wenn ER im Herzen leben und regieren kann, wird man von IHM in alle Wahrheit geleitet werden (Joh. 16,13) d.h. Erkenntnisse empfangen (1. Kor. 1,5; Kol. 2,2b-3). Will Pilatus Jesus retten? (V. 38-40) >> Antwort: Das Verhör fand sehr früh morgens statt (V. 28) und es waren vermutlich fast nur Verkläger und ihre Anhängern zugegen, die Jesu Tod forderten. Vielleicht kamen aber auch von Jesu Machtlosigkeit (siehe Joh. 12,13: Hilferuf beim Einzug in Jerusalem) enttäuschte Menschen hinzu, die nun mitgrölten. Pilatus findet aber keine Schuld an Jesus und möchte ihn freilassen. Damit die Hohenpriester aber nicht ihr Gesicht verlieren und ihre Sichtweise (Schuldspruch) unangerührt bleiben konnte, bot er nun für Jesus den „Freilassungs-Joker“, den er jedes Jahr gewährte, an. Auch die legendäre Handwaschung (Matth. 27,24) zeigt: Pilatus will offiziell nichts mit Jesu Verurteilung zu tun haben. Dies ist erstaunlich, da er für seine Grausamkeit etc. (siehe Hintergrundinfos) bekannt war. Jesu friedfertige Lehren (z.B. Bergpredigt - insbesondere die Feindesliebe: Matth. 5,43-48), seine Beliebtheit beim Volk ohne politische Machtambitionen (er zog auf einem Esel und nicht auf einem Pferd wie Könige damals in Jerusalem ein: Joh. 12,14-15) waren aber sicherlich Pilatus zur Beruhigung des Volkes nützlich. Selbst das Steuerzahlen an Rom sah Jesus als richtig an (Lukas 20,22-25). So einen Friedensboten, der selbst bei der eigenen Verhaftung die Gegenwehr des Petrus verbot (Joh. 18,11), konnte Pilatus gut für seine Zwecke brauchen. Letztlich wichtig ist es zu wissen, dass die Machthabenden Römer hier lediglich nachgaben, nicht aber die Hauptschuld an Jesu Tod hatten (Joh. 19,11). Jesus wurde letztlich von den frommen Führern zu Tode gebracht! Mit anderen Worten: Die frommen Führer hatten ihren eigenen Messias umgebracht.
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Die persönliche Frage:
Bin ich aus der "Wahrheit" und höre Jesu Stimme?
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