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Der Begriff "Gewohnheiten" löst bei manchen Christen schon gleich eine innere Abwehrhaltung aus: "Ich will doch nicht ‚gesetzlich' sein!! Wir müssen uns doch vom Heiligen Geist leiten lassen ... !".
Ist diese Sichtweise richtig?
Schaut man sich Christen an, die gewohnheitsmäßig zu Versammlungen gehen, bei denen alles nach ganz festen Strukturen abläuft und sogar das Gebet ein Ritus immer exakt gleicher Worte ist, kann wohl kaum von einem wahren geistlichen Leben die Rede sein! Jesus warnte nicht ohne Grund davor, "wie die Heiden zu plappern" (Matth. 6,7), die auch bloßen Ritualen nachgehen.
Der wahre Glaube lebt aus der persönlichen Verbindung mit Jesus Christus und einer Leitung unter dem Heiligen Geist. Jesus sagte:
Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.
Joh. 3,8
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Handlungen wahrer Gotteskinder sind also nicht unbedingt voraussagbar, weil sie von Gottes Geist geführt werden - und nicht von ihren eigenen "Gewohnheiten", und erst recht nicht von ihrem Temperament und Eigenarten.
Kann man nun aber sagen, Gewohnheiten sind falsch?
Gottes Wort spricht vielfach von "Gewohnheiten". Selbst Jesus Christus, also DEM Vorbild, dem alle Menschen nachfolgen sollen, hatte auch "Gewohnheiten":
Und er (Jesus) kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf und wollte lesen.
Lukas 4,16
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Und er (Jesus) ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger.
Lukas 22,39
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Jesus hatte somit z. B. die Gewohnheit, am Sabbat in die Synagoge zu gehen. Entsprechend sollte es unsere feste Gewohnheit sein, sonntags einen Gottesdienst zu besuchen!
Dann hatte Jesus die Gewohnheit, einen bestimmten Ort am Ölberg aufzusuchen. Hier verbrachte er oft die Nacht, betete und lehrte seine Jünger, wie wir auch aus anderen Bibelstellen her wissen:
Er lehrte des Tags im Tempel; des Nachts aber ging er hinaus und blieb an dem Berg, den man den Ölberg nennt.
Lukas 21,37
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Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?
Matth. 24,3
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Dieser zentrale Ort, der gewohnheitsmäßig von Jesus und den Jünger ausgesucht wurde, hat auch eine geistliche Bedeutung: Öl ist bekanntlich das Symbol für den Heiligen Geist sowie Heiligung und Weihe für Gott. So wie Jesus immer wieder die Nähe des Vaters im Himmel im Gebet an diesem Ort suchte (bekannt ist vor allem das ringende Gebet vor seiner Kreuzigung; Matth. 26,36), so sollte es auch unsere feste Gewohnheit sein, Gott regelmäßig im Gebet aufzusuchen und Wegleitung zu empfangen. Ohne regelmäßiges Gebet (Gewohnheit zu beten), stehen wir in akuter Gefahr, im Glauben zurück zu gehen!
Nun leben wir in einer lauen und unverbindlichen(!) Zeit. "Zucht und Ordnung" sind schon beinahe Fremdworte geworden und in der Folge ist man auch gegen Gewohnheiten aller Art zunehmend eingestellt. Viele Christen merken gar nicht mehr wie die Welt hier schon starken Einfluss selbst in christlichen Kreisen gewonnen hat!
Die Bibel sagt aber was ganz anderes. So ist die Bibel übersät von "Ordungsgeboten", z.B.:
Auch soll euch dies eine ewige Ordnung sein: Am zehnten Tage des siebenten Monats sollt ihr fasten und keine Arbeit tun …
3 Mose 16,29
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... Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, überall, wo ihr wohnt.
3 Mose 23,31
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Es sollen aber blasen mit den Trompeten die Söhne Aarons, die Priester; und das soll eine ewige Ordnung sein für euch und eure Nachkommen.
4 Mose 10,8
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Vor allem sagt die Bibel aber über Gott:
Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.
1. Kor. 14,33a
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Gott ist somit ein Gott der Ordnung. Aber Ordnung (auch im Zeitablauf = Gewohnheiten) hängt auch mit "Frieden" zusammen, wie hier Gottes Wort lehrt. "Gute" Gewohnheiten schaffen somit Frieden und Ordnung!
Das Gott ein Gott der Ordnung ist, ist auch nicht verwunderlich, denn Ordnung schafft Sicherheit und ist eine Hilfe:
Wende von mir die Schmach, die ich scheue; denn deine Ordnungen sind gut.
Psalm 119,39
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HERR, wenn ich an deine ewigen Ordnungen denke, so werde ich getröstet.
Psalm 119,52
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Betrachten wir dieses Thema aber nun auch mal rein "wissenschaftlich": Könnten wir überhaupt ohne Gewohnheiten leben?
Gewohnheiten laufen bekanntlich nahezu "automatisch" ab. Man steht morgens auf und putzt sich z.B. gewohnheitsmäßig die Zähne. Würde man jedes Mal im "Handbetrieb" darüber nachdenken müssen, würde dies meist vergessen werden!
Dann fährt man gewohnheitsmäßig zur Arbeit, wobei man automatisch (ohne zu überlegen) auf die Bremse drückt, wenn Gefahren auftreten etc. Müsste man hierüber bewusst nachdenken, würde der Strassenverkehr gar nicht möglich und früher oder später tödlich sein. Dazu kommt, dass man sich nicht sonderlich auf das Fahren konzentrieren muss, weil man die Strecke meist kennt und die erwähnten automatischen Reflexe existieren. Müsste man jeden Handgriff und jedes Fußpedal-Drücken beim Autofahren bewusst überlegt machen: "Was muss ich jetzt tun?" wären wir zumindest absolut psychisch und physisch fertig. Dazu ist unser Köper nicht geschaffen! Angelernte Gewohnheiten, die man automatisch ausführt, sind somit ein großer Segen und sogar eine Notwendigkeit zum Überleben! Gerade lebenswichtige Funktionen wie das Atmen gehen daher automatisch.
Kommen wir aber nun zum Thema "Gebet und Gewohnheiten".
Nun sagt man nicht ohne Grund: Beten ist das Atemholen der Seele! Sollte man nicht gerade diese, für die Seele überlebenswichtige Tätigkeit des Betens (auch) "gewohnheitsmäßig" tun (siehe auch Jesu Gebete am frühen morgen; z.B. Markus 1,35)? Wenn wir nicht morgens gewohnheitsmäßig früher aufstehen oder es uns wegen günstiger äußerer Umstände zu anderen Tageszeiten zur festen Gewohnheit werden lassen können, wirklich "Stille"(!) Zeit zu haben, wird an vielen Tagen nichts daraus! Vielleicht denken wir mal daran: "So, nun wird es mal Zeit zum Gebet …" und schon klingelt das Telefon, und danach denkt man nicht mehr daran … und plötzlich ist der Tag rum, man ist müde - und hat das "tiefe" Atemholen der Seele versäumt!
Gerade die Stille Zeit sollte uns etwas "heiliges" und sehr wichtiges sein, wozu wir deswegen auch zeitliche Gewohnheiten entwickeln sollten (innerhalb der Stillen Zeit dürfen auch Gewohnheiten von Anbetung, Dank und Fürbitte sowie Bibellesen sein, jedoch Freiheit wie Gottes Geist konkret leitet).
Denken wir an Daniel, der feste Gebetsgewohnheiten hatte und uns hier ein großes Vorbild sein kann. Selbst unter Todesandrohung heißt es:
Als nun Daniel erfuhr, dass ein solches Gebot ergangen war, ging er hinein in sein Haus. Er hatte aber an seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem, und er fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott, wie er es auch vorher zu tun pflegte.
Daniel 6,11
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Man kann eigentlich nicht genug darauf hinweisen, wie segensreich gerade die Gewohnheit einer "Stillen Zeit" am frühen morgen ist, die durch gewisse weitere Gewohnheiten ergänzt werden können - so wie Gott einen führt und es recht ist, aber ohne in einen bloßen Trott ohne Herz und Leitung durch den Heiligen Geist zu geraten!
Wir können also sagen: Wohl dem, der sich feste Gebetszeiten zur Gewohnheit werden lässt. Er wird - ähnlich Daniel - einen großen Segen davon erfahren!
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