Bibel und christlicher Glaube

gottesbotschaft.de - 16.04.2024
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Austreten, der richtige Weg?

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Austreten, der richtige Weg?



Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen! Denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel und Gott denkt an ihren Frevel.

Und Jesus zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk.

Off 18, 4. 5 und Mt 4, 23


Der Vers 4 aus Offenbarung 18, wird von Christen, die um das Seelenheil ihrer Glaubensgeschwister besorgt sind, mit Vorliebe dann zitiert, wenn die Kirche, und hier die Evangelische, wieder einmal einen "Griff ins Klo", getan hat, so wie jetzt neuerlich mit ihrer "Orientierungshilfe für Familien".

Die Kirche wird in solchen Fällen mit der "Hure Babylon" gleichgesetzt, weshalb ein Kirchenaustritt, zur Rettung der eigenen Seele, als "dringend notwendig" und "unabdingbar" empfohlen wird.

Leider ist es so, dass Teile der Kirche, infolge eines eigenwilligen Bibelverständnisses, ständig für Irrlehren und damit für Irritationen sorgen. "Dringende Empfehlungen", sofort aus der Kirche auszutreten, werden dadurch verstehbar.

Aber kann die Aussage in Offenbarung 18 wirklich so verstanden werden?

Ich denke nicht, und das begründe ich damit, dass die "Hure Babylon" der Offenbarung ein umfassendes, weltumspannendes System ist, das alle Lebensbereiche, also nicht nur die, vom Glauben an Jesus Christus, als dem einzigen Weg zu Gott, abgefallene Kirche umfasst. Von daher kann die "Hure Babylon" überhaupt nicht verlassen werden, ohne gleich wieder in diese einzutreten.

In der sehr guten, biblisch orientierten, Wuppertaler Studienbibel wird die Aussage in Offenbarung 18 deshalb so ausgelegt, dass es bei diesem Auszug um die Flucht in das Tun des Willen Gottes geht, denn wer den Willen Gottes tut, vergeht nicht mit Babel, sondern bleibt in Ewigkeit (vgl. 1. Johannes 2, 15-17).

Die Kirche darf nicht an ihren Funktionären (das Wort “Hirte” ist fragwürdig geworden) gemessen werden. "Wir sind die Kirche!", kann man, in Anlehnung an "wir sind das Volk", auch hier sagen. "Wir", das sind die dem Herrn treu Gebliebenen und treu Bleibenden, und die flüchten schon jetzt in das Tun des Willen Gottes.

Das Wort Gottes spricht davon, dass der Heilige Geist die Gläubigen versiegelt, das heißt auch, Irrlehren gegenüber immunisiert.

Für die Kirche in ihrer Gesamtheit gilt, dass auch in ihr Unkraut und Weizen nebeneinander aufwachsen und das Unkraut am Schluss "entsorgt" wird.

Und jetzt zu Matthäus 4, 23:

Jesus ist weder aus der Synagoge noch aus dem Tempel "ausgetreten", obwohl dort seine Gegner, die Pharisäer und Schriftgelehrten, am Wirken waren.

Auch Mose, die Propheten, die Apostel und andere Gottesmänner sind nicht aus ihrem Volk oder ihrer Gemeinde "ausgetreten", obwohl sie sicher oft Grund genug dazu gehabt hätten. Aber sie wussten sich in der Hand Gottes und von Gott beauftragt.

Gott ist gnädig und barmherzig, und ER sucht das Verirrte. Die Verirrten, um die es hier geht, sind keine Unmenschen, und Gräben aufreißen führt nicht weiter.

Ich meine, dass wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit unbeirrt für die unverfälschte Wahrheit des Evangelium eintreten sollen. Solange wir Mitglieder der Kirche sind, sind wir berechtigt, entsprechende Eingaben, Widersprüche und Proteste an unsere "Vereinsfunktionäre und -innen" zu schicken.

Wir haben hier eine Wächterfunktion, der wir nachkommen müssen. Warum geschieht das so selten?

Bei den "Funktionären und -innen" dürfen wir nicht das sehen, was wir vor Augen haben, sondern was Gott aus ihnen noch machen kann. Und wenn es Gott schenkt findet der Eine oder Andere auf den rechten Weg. Es wäre nicht das erste Mal, dass aus einem Saulus ein Paulus wird.




Mache dich, mein Geist, bereit,
wache, fleh und bete,
damit nicht die böse Zeit
unverhofft eintrete;
denn es ist Satans List
über viele Frommen
zur Versuchung kommen.

Aber wache erst recht auf
von dem Sündenschlafe;
denn es folget sonst darauf
eine lange Strafe,
und die Not samt dem Tod
möchte dich in Sünden
unvermutet finden.

Bete aber auch dabei
mitten in dem Wachen;
denn der Herre muss dich frei
von dem allem machen,
was dich drückt und bestrickt,
dass du schläfrig bleibest
und sein Werk nicht treibest.

Ja, er will gebeten sein,
wenn er was soll geben;
er verlanget unser Schrein,
wenn wir wollen leben
und durch ihn unsern Sinn,
Feind, Welt, Fleisch und Sünden
kräftig überwinden.

Doch wohl gut, es muss uns schon
alles glücklich gehen,
wenn wir ihn durch seinen Sohn
im Gebet anflehen;
denn er will uns mit Füll
seiner Gunst beschütten,
wenn wir gläubig bitten.

Drum so lasst uns immerdar
wachen, flehen, beten,
weil die Angst, Not und Gefahr
immer näher treten;
denn die Zeit ist nicht weit,
da uns Gott wird richten
und die Welt vernichten.


(Lied ' Mache dich, mein Geist, bereit ', Johann Burchard Freystein (1671 - 1718) )




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