Bibel und christlicher Glaube

gottesbotschaft.de - 28.03.2024
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Du Kleingläubiger, warum zweifelst du?

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Du Kleingläubiger, warum zweifelst du?




Und er sprach: Komm her! Und Petrus trat aus dem Schiff und ging auf dem Wasser, daß er zu Jesu käme. Er sah aber einen starken Wind; da erschrak er und hob an zu sinken, schrie und sprach: HERR, hilf mir! Jesus reckte alsbald die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: O du Kleingläubiger, warum zweifeltest du?

Matthäus 14,29-31 (Luther 1912)


Dass jemand, entgegen den Gesetzen der Schwerkraft, auf dem Wasser läuft, das ist für viele dann doch zu starker Tobak, weshalb das, was uns von Matthäus, Markus und Johannes berichtet wird, Anlass zu Zweifeln, Witzen und Karikaturen gibt.

Um herauszufinden, warum uns diese Geschichte berichtet wird, empfiehlt es sich, sowohl Matthäus 14, 22-33, wie auch Markus 6, 45-56 und Johannes 6, 15-21 zu lesen.

Diese Evangelien berichten davon, dass die Jünger mit einem Boot vorausgefahren waren und Jesus ihre Probleme sah, die sie durch den Wind und die Wellen bekamen. Wie das sein kann, dass er das „sah“, obwohl er weit weg an Land war, wird nicht berichtet.

Entscheidend ist zu wissen, dass ER von der Not wusste und deshalb zu ihnen kam, wenn auch nicht sofort, sondern erst in der 4. Nachtwache. Wollte Jesus das Vertrauen seiner Jünger dadurch auf die Probe stellen?

Es waren damals Geschichten über Gespenster in Umlauf, die angeblich auf dem See ihr Unwesen trieben, in dem sie Bootsfahrer in die Tiefe zogen.

Deshalb meinten die Jünger ein Gespenst zu sehen, als sie Jesus auf dem Wasser gehen sahen. Alle drei Evangelien berichten von dem Erschrecken und der großen Angst der Jünger, die diese beim Anblick Jesu bekamen.

Jesus beruhigt die total verängstigten Jünger aber sofort, in dem er sich zu erkennen gibt und ihnen sagt, dass sie sich nicht fürchten müssen und, wie Matthäus und Markus berichten, auch getrost sein sollen.

Nur Matthäus berichtet von Petrus, der Jesus auf dem Wasser entgegen gehen wollte. Petrus zeigt sich auch hier als der Jünger, der wagemutig ist, sich dabei aber, wie wir von der Verleugnung des Petrus wissen, selbst überschätzt.

Jesus geht allerdings auf den Wunsch des Petrus ein, wobei Petrus, als er das Wasser betritt, nicht mehr auf Jesus schaut, sondern sich von den bedrohlichen Wellen beeindrucken lässt, darauf hin Angst vor seiner eigenen Courage bekommt, und damit sofort zu sinken beginnt.

Auf seinen Hilferuf wird Jesus sofort tätig, rügt aber den Kleinglauben des Petrus.

Welche Schlüsse lassen sich aus dieser „Seegeschichte“ ziehen?

1. Jesus ist über die Situation, in der sich die Seinen befinden, sehr gut informiert.

2. Jesus kommt zur Hilfe, wobei er selbst den Zeitpunkt bestimmt.

3. Die Seinen rechnen eher mit „Gespenstern“ als mit IHM.

4. Jesus nimmt die Ängste, ermutigt und tröstet.

5. Jesus erwartet, dass wir IHM vertrauen.

6. Sobald wir nicht auf IHN blicken und IHM damit nicht vertrauen, sondern uns von den äußeren bedrohlichen Umständen beeindrucken, verunsichern und blenden lassen, beginnen wir zu „sinken“.

7. Jesus hilft dem Jünger aber auch aus einer solchen Notlage, in die er sich durch seinen Kleinglauben selbst gebracht hat.

8. Jesus ist dabei kein Ding unmöglich. Er ist an keine Naturgesetze gebunden. Er geht, wie selbstverständlich, auf dem Wasser und Johannes berichtet, dass das Boot, ohne zeitlichen Verzug, sofort an Land war, wohin sie fahren wollten, als sie Jesus ins Boot nehmen wollten. Jesus zeigt sich hier als der Ewige, der über Raum und Zeit steht.

Eines können wir ganz gewiss daraus schließen: Nämlich das Jesus Christus sich in seinem Wesen nicht gewandelt hat, sondern als der auferstandene Herr jetzt noch viel allgegenwärtiger ist, als er es während seines Erdendaseins sein konnte.

Und er ruft uns, gerade auch heute, wo die Wogen und Wellen manchmal hoch gehen und der Wind gegen uns steht, zu:

Ich sehe euch, seid getrost, ich bin da, fürchtet euch nicht!

Bei allen Bedrohungen, die sich aus einer zunehmenden Feindschaft gegenüber dem Christentum ergeben, können wir nur dann bestehen, wenn wir uns nicht von den Mitteln und Möglichkeiten der Widersacher blenden lassen, sondern allein auf Christus und seine Möglichkeiten schauen.




Bei dir, Jesu, will ich bleiben,
stets in deinem Dienste stehn;
nichts soll mich von dir vertreiben,
will auf deinen Wegen gehn.
Du bist meines Lebens Leben,
meiner Seele Trieb und Kraft,
wie der Weinstock seinen Reben
zuströmt Kraft und Lebenssaft.

Ja, Herr Jesu, bei dir bleib ich
so in Freude wie in Leid;
bei dir bleib ich, dir verschreib ich
mich für Zeit und Ewigkeit.
Deines Winks bin ich gewärtig,
auch des Rufs aus dieser Welt;
denn der ist zum Sterben fertig,
der sich lebend zu dir hält.

Bleib mir dann zur Seite stehen,
graut mir vor dem kalten Tod
als dem kühlen, scharfen Wehen
vor dem Himmelsmorgenrot.
Wird mein Auge dunkler, trüber,
dann erleuchte meinen Geist,
dass ich fröhlich zieh hinüber,
wie man nach der Heimat reist.


(Lied 'Bei dir, Jesu, will ich bleiben',
Karl Johann Philipp Spitta (1801 - 1859))




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